Zwei Schulen haben fünf Jahre Bestandsgarantie
Die Entscheidung über den künftigen Standort der Gemeinschaftsschule Wertheim muss nicht heute getroffen werden, sondern hat noch einige Jahre Zeit. Die Werkrealschule Urphar-Lindelbach und die Edward-Uihlein-Schule haben für fünf Jahre eine Bestandsgarantie. Das sind die wichtigsten Änderungen im bisherigen Schulentwicklungskonzept der Stadt Wertheim. Der Beschluss, die Otfried-Preußler-Schule als zentralen Grundschulstandort für die Stadtteile Wartberg und Reinhardshof auszubauen, bleibt bestehen.
Nach der Schulentwicklungskommission und dem Ausschuss für Finanzen, Kultur, Soziales und Sport beriet am Montag der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung die Fortschreibung des Schulentwicklungskonzepts. Im Gremium bestand Einigkeit, dass sich mit dem Bestandsschutz für zwei Schulstandorte die Eckpunkte der bisherigen Überlegungen sehr positiv verändert haben. „Wir haben Zeit gewonnen und die Chance auf Stabilisierung schwächelnder Schulstandorte.“
Seit Juli 2015 befasst man sich in Wertheim mit der Weiterentwicklung der Schulstandorte in baulicher und pädagogischer Hinsicht. In ihren Beratungen haben Gemeinderat, Verwaltung und Schulentwicklungskommission verschiedene Lösungsmodelle erarbeitet. Ende Mai waren noch zwei Varianten im Rennen. Ihr Hauptunterschied liegt im künftigen Standort der Sekundarstufe 1 der Gemeinschaftsschule: Sie soll entweder in das dann zu erweiternde Grundschulgebäude Reinhardshof einziehen oder einen Neubau nahe der Comenius Realschule in Bestenheid erhalten („Campus-Lösung“). In der Gemeinderatssitzung am 30. Mai erhielt die Verwaltung den Auftrag, diese beiden Varianten mit Staatlichem Schulamt und Regierungspräsidium Stuttgart zu besprechen.
Diese vertiefte Prüfung in den Sommermonaten brachte neue Erkenntnisse und die Veränderung wichtiger Eckpunkt des bisherigen Konzepts: Für die Werkrealschule Urphar-Lindelbach, die seit Jahren „schrumpft“ und von Schließung bedroht ist, gibt es eine Bestandsgarantie über die Dauer von fünf Jahren. Auch die Edward-Uihlein-Schule, deren Schülerstärke von den nicht kalkulierbaren Auswirkungen der Inklusion abhängt, wird in den nächsten fünf Jahren nicht in Frage gestellt. Damit haben Verwaltung, Gemeinderat und die Schulen selbst Planungssicherheit gewonnen.
„Wir stehen nicht mehr unter Entscheidungsdruck“, verdeutlichte Oberbürgermeister Stefan Mikulicz im Gemeinderat. Die Bestandsgarantie für zwei Schulen bezeichnete er „einerseits als Chance, andererseits als Herausforderung.“ Jetzt seien die Schulleitungen und Lehrerkollegien gefordert, ihre Schulen mit geeigneten Konzepten zu stabilisieren und ihr Schulprofil weiterzuentwickeln. „Die Stadt als Schulträger wird das ihre dazu beitragen, dass es gelingt.“
Die dem Gemeinderat vorgelegte Fortschreibung des Schulentwicklungskonzepts ist in folgende Etappen gegliedert:
Schritt 1: Sanierung und Erweiterung der Otfried-Preußler-Schule
Baubeginn soll im Sommer 2018 sein. Übergangsweise werden zunächst alle Grundschüler vom Wartberg und Reinhardshof im Grundschulgebäude Reinhardshof untergebracht. Bis Sommer 2020 soll das erweiterte Grundschulgebäude am Wartberg fertig sein, zum Schuljahresbeginn 2020/21 ziehen die Grundschulkinder an den Wartberg um. Rund 4,5 Mio. Euro kostet diese erste Etappe der Schulentwicklung, die seit 30. Mai beschlossene Sache ist.
Schritt 2: Weiterentwicklung der Werkrealschule
Bis Sommer 2021 hat die Werkrealschule Urphar-Lindelbach Bestandsschutz. Sie hat also fünf Jahre Zeit, ihre Schülerzahl zu stabilisieren. Das Regierungspräsidium empfiehlt außerdem eine Kooperation in den oberen Klassen mit der Comenius Realschule.
Schritt 3: Weiterentwicklung der Edward-Uihlein-Schule
Auch die Förderschule bleibt auf jeden Fall bis Sommer 2021 bestehen. In diesen fünf Jahren will man zum einen beobachten, wie sich die Inklusion in Wertheim entwickelt und welche Auswirkungen sie auf die Schülerzahl hat. Zum anderen soll die Schule die Chance erhalten, sich mit weiteren Förderschwerpunkten (zum Beispiel Sprache, geistige Entwicklung oder empotionale und soziale Entwicklung) zu einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) zu entwickeln.
Schritt 4: Verlagerung Gemeinschaftsschule
Beginnend ab Sommer 2021 wird, so der Vorschlag der Verwaltung, das Grundschulgebäude Reinhardshof so umgebaut und erweitert, dass es ab dem Schuljahr 2023/24 die Gemeinschaftsschule (Sekundarstufe 1) aufnehmen kann. Teile des Gemeinderats präferieren alternativ die „Campus-Lösung“, also einen Neubau der Gemeinschaftsschule am Schulzentrum Bestenheid.
In beiden Fällen sind bis 2021 idealer Weise die beiden Schulen Urphar-Lindelbach und Edward-Uihlein-Schule so weit gestärkt, dass sie bestehen bleiben. Dann müsste die Grundschule für die Kernstadt an einem geeigneten Standort neu gebaut werden. Frühere Denkmodelle hatten vorgesehen, die Förderschule nach Urphar-Lindelbach und die Grundschule ins Gebäude der Förderschule zu verlagern.
Der Prozess der Schulentwicklung geht also weiter. Die Verwaltung ist beauftragt, dem Gemeinderat jährlich über die Entwicklung der Schulstandorte zu berichten. Die Entscheidung über Schritt 4, den Standort der Gemeinschaftsschule, hat Zeit bis 2021. Für OB Mikulicz steht dabei weiterhin nicht „die kostengünstigste Lösung im Vordergrund, sondern die nachhaltigste und sinnvollste.“